„Bei unserer Arbeit haben wir diese Wahrheit in den Händen gehalten“: Die Autostadt-Mitarbeiterin Josephine Präger und ihre Rede bei der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz - Medienportal

11. Februar 2025 - Story
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„Bei unserer Arbeit haben wir diese Wahrheit in den Händen gehalten“: Die Autostadt-Mitarbeiterin Josephine Präger und ihre Rede bei der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

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Foto: Niedersächsische Landesvertretung | Dirk Deckbar

Wolfsburg, 11. Februar 2025 – Tief berührt und doch souverän, aufgewühlt und doch ruhig, emotional und doch sachlich: Josephine Präger ist 25 Jahre alt und duale Studentin bei der Autostadt in Wolfsburg. An einem kühlen Januartag in Berlin steht sie an einem Stehpult in der Niedersächsischen Landesvertretung. Stille erfüllt den Saal. Dann hält sie eine Rede. Eine Rede anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Eine Rede vor rund 300 Gästen. Die Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer und Ruth Winkelmann sind ebenso darunter wie Bundeskanzler Olaf Scholz, Innenministerin Nancy Faeser, der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil und der israelische Botschafter Ron Prosor. Der jüdische Starpianist Igor Levit hat zuvor gespielt. All das wird live im TV – im ZDF und auf phoenix – übertragen. Dann kommt die junge Frau und zieht alle in ihren Bann. Sie spricht vielen aus der Seele als sie sagt, dass „egal wie schwer die Zeiten auch sein mögen, der Glaube, die Hoffnung und die Entschlossenheit für ein besseres Leben zu kämpfen, kleine und große Dinge bewegen können.“

Im Rahmen ihres dualen Studiums in der Autostadt war Josephine Präger Teil eines Projekts des Volkswagen Konzerns und des Internationalen Auschwitz Komitees, bei dem Studierende und Auszubildende eine Woche lang in Auschwitz am Erhalt der Gedenkstätte mitwirken. Ein Engagement, dass es seit mehr als drei Jahrzehnten gibt und sich um den Erhalt der Gedenkstätte Auschwitz / Oświęcim in Polen kümmert.

„Wir reinigten das Gelände und konservierten Teller, Schüsseln und Tassen aus Emaille, die die jüdischen Menschen in ihrem Gepäck mitgebracht hatten. Auch die Schuhe, die den Menschen gehörten und die sie an den Füßen hatten, als sie im Lager ankamen, reinigten und konservierten wir: Die einzige Spur, die von ihnen geblieben ist. Bei unserer Arbeit haben wir diese Wahrheit in den Händen gehalten“, erzählt sie.

Sie erinnert sich, dass in Auschwitz „jede Ecke eine Geschichte erzählt“, die sie „erstarren ließ“ und teilt mit allen Anwesenden für sie prägende Erlebnisse während ihres Besuches. Doch handelt ihre Rede auch von der Hoffnung, die Gegenwart vor der Wiederholung der Vergangenheit zu bewahren. Alle im Saal spüren ihre Entschlossenheit, sich aktiv dafür einzusetzen, dass Antisemitismus, Rassismus und jegliche Form von Diskriminierung enden.

All das trägt sie mit ruhiger und fester Stimme vor. Und doch spürt man immer wieder, wie sie mit ihren Gefühlen ringen muss. Später sagt sie: „Während der Rede habe ich emotional doch ein wenig kämpfen müssen, weil ich in so viele Gesichter geblickt habe, die ehrlich berührt waren und Tränen in den Augen hatten. Es war nicht einfach, meine Stimme ruhig zu halten. Außerdem war ich während der Rede dann doch nervös.“

Die Rede der Autostadt-Kollegin sorgt für viel Widerhall. „Beeindruckt hat mich, wie viele Menschen auf mich zugekommen sind und sich dafür bedankt haben, dass es junge Menschen gibt, die sich aktiv mit dem Holocaust beschäftigen. Ich habe noch nicht ganz verarbeitet, vor wem ich da gesprochen habe.“ Und danach ging es weiter: „Ich bin sehr beeindruckt von den vielen Nachrichten, die mich von Menschen erreichen, denen ich mit meinen Worten Mut und Hoffnung gegeben habe“, erinnert sich die Studentin. Auch der Bundeskanzler dankt ihr in seiner anschließenden Rede für ihr Engagement. Derweil zu Hause in Wolfsburg ist das gesamte Autostadt-Team wahnsinnig stolz auf die junge Kollegin.

Doch wie kam es zu ihrem beeindruckenden Auftritt? Während ihrer Arbeit in der Gedenkstätte lernte Josephine Präger auch Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Ausschwitz Komitees, kennen. Er lud sie später dazu ein, bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung eine Rede zu halten. „Ich war mehr als überrascht, als ich gefragt wurde. Daraufhin bat ich um ein paar Tage Bedenkzeit, weil ich in diesem Moment sehr überwältigt war und das Ausmaß und die Verantwortung noch nicht einschätzen konnte. Aber natürlich fühlte ich mich sehr geehrt, diese Chance zu erhalten“, erzählt Josephine Präger.

Sie ergriff die Chance: „Auch junge Menschen sollten dazu beitragen, dass der Holocaust nicht in Vergessenheit gerät und zeigen, dass wir dazu eine Meinung haben, die durchaus in der Öffentlichkeit Gehör finden sollte“, denkt Josephine und sagt zu. Aber sie räumt ein: „Es war wirklich keine leichte Aufgabe, für diese Veranstaltung eine Rede zu schreiben, die die richtigen Worte enthält und emotional angemessen ist.“ Ihre Rede beendet sie dann mit den Worten: „Setzen wir uns dafür ein, dass jeder die Möglichkeit hat, seine Träume zu verwirklichen.“ Aus der anfänglichen Stille wurde Applaus. Josephine Präger, ein inspirierendes Vorbild für junge Menschen, das eindrucksvoll mahnte, die Erinnerung an die Geschichte lebendig zu halten.

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